„Ohnesorg(e)-Theater in Schwiegershausen!?“
das ist in der „Schwiegershäuser Dorfzeitung“ Nr. 21/1993 als große Überschrift zu lesen. In den darauffolgenden Zeilen beschreibt Manfred Wode, wie er und einige Mitstreiter einen Theaterverein in Schwiegershausen gründen wollen. Sie hätten bereits ein passendes Stück erworben, entsprechende Räumlichkeiten gefunden und mit der Probenarbeit begonnen, so ihre Aussage. Dass dieser Artikel mit der wohl nicht ganz ernst gemeinten Überschrift nun nach 25 Jahren aus Anlass der Chronik zum 25-jährigen Bestehen des Vereins nochmal aufgegriffen wird, hat seinerzeit wohl niemand für möglich gehalten.
Hier kann die zitierte Ausgabe der Schwiegershäuser Dorfzeitung runtergeladen werden!
Die folgenden Zeilen geben nun einen Überblick über mittlerweile über 30 Jahre Schwiegershäuser Dorfbühne und zeichnen die Entwicklung „von der Idee zum Kulturerbe“ nach.
Die frühen Anfänge
Um zu verstehen, wie man auf Idee kommt, in Schwiegershausen ein mehrstündiges Theaterstück aufführen und sogar einen Theaterverein gründen zu wollen, muss man bis in die 1970er Jahre zurückgehen.
Die Freiwillige Feuerwehr Schwiegershausen hat ab 1950 jährlich einen Feuerwehrball durchgeführt. Auf den Sälen der Gasthäuser „Ohnesorge“ und „Zur Linde“ sind dafür geeignete Bühnen vorhanden. Und so erfreuen jedes Jahr talentierte Feuerwehrkameraden unter der Anleitung von Gerhard Niehus (Butz) die Gäste mit einem längeren Theaterstück. Zu dieser Zeit gibt es noch keine aktiven Frauen in der Wehr, da man aber auf weibliche Rollen nicht verzichten möchte, holt man sich Hilfe aus dem Dorf, auch die ein oder andere Ehepartnerin von aktiven Kameraden ist dabei, so zum Beispiel Gisela Mißling, welche für Tanzeinlagen verantwortlich zeichnet.
Doch in den späten 1970er Jahren schläft die Tradition des Theaterspielens ein. Fortan werden nur noch kurze Sketche, Tanz- oder Gesangseinlagen vorgeführt. Für ein längeres Theaterstück ist kein Platz mehr, denn auch der Feuerwehrball muss sich in den Jahren seines Bestehens immer wieder wandeln und der Ablauf moderner gestaltet werden.
Die spätere Gründung der Schwiegershäuser Dorfbühne ist also eng mit der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr und ihrer Bälle verbunden, auch wenn es diesen mittlerweile nicht mehr gibt. Frauen dagegen sind mittlerweile ein fester Bestandteil der aktiven Wehr.
Der Weg zum Theaterverein
Im Bericht der „Schwiegershäuser Dorfzeitung“ sinniert Manfred Wode über den Bedarf nach „handgemachtem Theater“ und stellt sich vor, dass man im Zeitalter von über 20 Fernsehprogrammen doch sicher auch mal Lust auf ein Theaterstück im eigenen Ort hat.
Er selbst ist seit seinem 18. Lebensjahr immer dabei gewesen, wenn es galt Theater beim Feuerwehrball zu spielen. Dieser „Theatervirus“ lässt ihn auch nach dem Ende dieser Tradition nicht mehr los. Zu groß ist die Sehnsucht nach den „Brettern, die die Welt bedeuten“. So trifft es sich, dass es in Lerbach schon seit einigen Jahren das „Lerbacher Kommöd´chen“ gibt, ein Laientheaterverein, welcher mit Erfolg Theaterstücke vorführt. Genau das ist es, was sich Manfred Wode auch für Schwiegershausen vorstellt. Es wird Kontakt aufgenommen und der ein oder andere Rat eingeholt.
Der Virus kommt zurück, aber der nötige „Mumm“ fehlt. Schließlich sind es eine private Familienfeier und nicht zuletzt seine Frau Gina, die ihn ermutigen, sein Vorhaben zu forcieren und in die Tat umzusetzen. Alsbald finden sich 10 Personen aus seinem Bekanntenkreis, die sich ebenfalls vorstellen können, zusammen mit ihm ein Stück einzustudieren und aufzuführen, dabei sind auch alte Mitstreiter aus den glorreichen Zeiten der Feuerwehrbälle.
Die Frage nach den Räumlichkeiten ist schnell geklärt, denn Gastwirt Hans Berger ist von der Idee so sehr überzeugt, dass er nicht nur Bühne und weitere Räumlichkeiten auf seinem Saal des Gasthofes „Ohne Sorge“ zur Verfügung stellt, sondern diese auch noch auf eigene Kosten renovieren lässt.
Der erste Schritt ist damit getan und weitere folgen schnell.
Denn natürlich muss auch ein geeignetes Theaterstück gefunden werden. Mit „Blaues Blut und Erbsensuppe“ von Dieter Adam findet man ein Stück, welches den Ansprüchen der Beteiligten gerecht wird. Das Bühnenbild wird mit Hilfe von Tischlermeister Michael Niehus hergerichtet und die Proben beginnen, damit am 31. Oktober 1993 die allererste Aufführung mit Erfolg gespielt werden kann.
Die Gründung des Vereins und das erste Stück
Hinter den Kulissen ist noch viel Arbeit für die Beteiligten bis zur Premiere zu absolvieren. Denn man ist sich einig: eine Eintagsfliege soll das Ganze nicht sein! Auch 1994 will man wieder mit einem Theaterstück auf sich aufmerksam machen. So wird die Gründung eines Theatervereins angestrebt, neben versicherungstechnischen Gründen will man sich auch einen finanziellen Rückhalt aufbauen. Mit Unterstützung von Peter Schönfelder vom „Lerbacher Kommöd´chen“ wird eine Satzung erarbeitet. Sodann erfolgt eine Einladung an alle interessierten Schwiegershäuserinnen und Schwiegershäuser für den 19. August 1993 zur Gründungsversammlung in den Gasthof „Ohne Sorge“. 32 Interessierte sind dabei.
Damit ist der erste Theaterverein in Schwiegershausen ganz offiziell geboren und wird fortan den Namen „Schwiegershäuser Dorfbühne“ tragen.
Der erste gewählte Vorstand besteht aus Manfred Wode als 1. Vorsitzenden, Anita Bierwirth als 2. Vorsitzende, Margrit Wode als Kassenwartin und Frank Berneburg als Schriftführer.
Nun geht es mit großen Schritten auf die Premiere zu. Man stellt 18 Tische mit insgesamt 200 Plätzen. Hierbei ist den Initiatoren wichtig, dass jeder Besucher einen bestmöglichen Blick auf die Bühne bekommt und dabei auch nicht auf dem Trockenen sitzen muss. Der Vorverkauf erfolgt über die Raiffeisenbank Dorste-Schwiegershausen, heute Volksbank im Harz. Für 8,- DM bekommt man eine Karte.
Die Premiere wird ein voller Erfolg und so werden kurzerhand weitere drei Aufführungen angeboten.
Eine kleine Anekdote am Rande:
Ein langjähriger Vertreter der Schwiegershäuser Kommunalpolitik fragte einen ehemaligen Feuerwehrballaktiven „off hai denn ok bie Pumpschneijer sin Theotere mie moken würre.“ Dieser erwiderte: „Ne!“ – „Na, denn wert et jo nits.“
Er sollte sich irren…
Die Jahre 1994 bis 1997
Die erste Saison ist vorbei und übertrifft die Erwartungen aller Beteiligten. Nun wird das Hauptaugenmerk auf die Vorbereitungen für eine neue Saison im Jahr 1994 zu legen und sich nicht auf dem bereits erreichten auszuruhen, sondern weiterzumachen.
Und so wird für 1994 das Stück „Im Doppelhaus geht’s rund“, ebenfalls von Dieter Adam, eingeübt und mit nunmehr fünf Aufführungen auf die Bühne gebracht. Auch hier setzt der gewünschte Erfolg ein, die Zuschauer sind begeistert.
1995 wird dann „Die Leiche im Schrank“ gesucht, ein Stück von Walter Pfaus, die Anzahl der Aufführungen steigt aufgrund der steigenden Nachfrage auf sechs.
1996 ist für die Schwiegershäuser Dorfbühne ein entscheidendes und für die Zukunft wegweisendes Jahr. Auf vielfachen Zuschauerwunsch und nicht zuletzt durch die Anregung von Margrit Wode wird erstmalig ein Stück zweisprachig aufgeführt. Neben der hochdeutschen Sprache kommt nun auch das originale Schwiegershäuser Platt zur Aussprache. Welches Stück könnte dazu besser passen, als „Die Junggesellenhochzeit“ von Charles Gèrard. Die Zahl der Aufführungen steigt abermals, diesmal sind es acht Abende Unterhaltung.
Mit der Aufnahme der plattdeutschen Heimatsprache haben sich die Akteure endgültig auch in den Dienst der örtlichen Brauchtumspflege gestellt, fortan ist der Mix aus hoch- und plattdeutsch das Aushängeschild für die Vorstellungen.
Neben der intensiven Arbeit vor und hinter den Kulissen entscheidet man sich für eine Vereinsfahrt. Mit dem Bus der Firma Huschebeck aus Herzberg geht es in den Spreewald. Fortan will man alle zwei Jahre auf große Fahrt gehen.
1997 wird es bei neun Aufführungen „Ärger im Dorfkrug“ von Bernd Gombold geben, der Kartenpreis wird auf 10,- DM erhöht.
Außerdem trifft man sich zu einer Winterwanderung, eine Aktion die fortan immer angeboten wird, wenn keine Vereinsfahrt ansteht.
Die Jahre 1998 bis 2002
1998 begibt man sich in das „Tal der Suppen“ (10) von Dirk Salzbrunn. Die Zahlen in den Klammern stehen für die Anzahl der Aufführungen. Man erkennt, ein stetiges Steigern dank konstant steigender Besucherzahlen.
1999 wird „Aphrodites Zimmer“ (10) von Walter Pfaus als Stück ausgewählt, gefolgt von „Die Gedächtnislücke“ (11) von Bernd Gombold im Jahr 2000.
2001 gibt es erstmalig einen Wechsel im Vorstand der Schwiegershäuser Dorfbühne. Schriftführer Frank Berneburg scheidet aus beruflichen Gründen aus, Frank Kruppa übernimmt seine Aufgaben und führt diese bis zu seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden 2019 aus.
2001 entscheidet man sich für das Stück „Maximilian der Starke“ (12) von Wilfried Reinehr.
2002 nimmt man „Mit Küchenbenutzung“ von Hans Kirchhoff ins Programm. Aufgrund der neuen Eurowährung wird auch der Eintrittspreis angepasst, fortan werden 6,- € für eine Karte erhoben.
Das 10-jährige Jubiläum 2003 und die Jahre bis 2007
2003 ist es dann soweit. Die Schwiegershäuser Dorfbühne kann ihr zehnjähriges Jubiläum feiern. Damit hat wohl während der Gründungsversammlung 1993 niemand gerechnet. Doch steigt steigende Besucherzahlen können nicht lügen, der Bedarf an „handgemachtem Theater“ im Dorf ist ungebrochen und zieht außerdem viele auswärtige Gäste aus Nah und Fern an. 87 Aufführungen sind bis dato „über die Bühne“ gegangen. Und so wird am 30. und 31. Oktober 2003, genau zehn Jahre nach der Premiere, ausgelassen gefeiert. Gefeiert wird das Bestehen eines Vereins, an dessen nachhaltigen Erfolg bei der ersten Meldung in der „Schwiegershäuser Dorfzeitung“ sicher so mancher gezweifelt haben mag.
Als Jubiläumsstück gibt es „Mord im Hühnerstall“ (12) von Regina Rösch zu sehen.
2004 wird dann „Die hölzerne Jungfrau“ (12) von Ridi Walfried aufgeführt.
Übrigens gibt es mittlerweile schon über 400 Fernsehprogramme und das Internet bestreitet seinen Siegeszug in die privaten Haushalte. So geht auch die Dorfbühne online, unter www.schwiegershaeuser-dorfbuehne.de erfährt man fortan alles aus der Welt des Schwiegershäuser Theaters.
2005 gibt es „Die Bürgermeisterwahl“ von Erich Koch zu sehen. Der Kartenpreis erhöht sich auf 7,- €.
Aufgrund der guten finanziellen Lage des Vereins und dem Bewusstsein der sozialen Verantwortung entschließt man sich, erstmals eine Spende auszuloben. So erhält die Osteroder Tafel 500,- € gespendet.
2006 wird teuflisch. Denn aus „Die Glückspille“ wird „Wie Wiemajer´s Pust´l den Düwel uwerlistet het“ (12) aus der Feder von Franz Rieder. Erstmals und bisher einmalig ist eine Brandwache erforderlich, da man sich mit pyrotechnischen Effekten auseinandersetzen muss.
2007 wird dann wieder ein ganz besonderes Jahr. Abermals spielt man ein Stück aus der Feder von Erich Koch, diesmal gibt es „Viele Grüße aus Mallorca“ (12). Und der Autor lässt es sich nicht nehmen, einer der Vorstellungen höchstpersönlich einen Besuch abzustatten. Natürlich ist man gespannt auf die Kritik des besonderen Gastes, und man hofft auf positive Worte. Doch bei einer Tasse grünen Tee zunächst der Schock für alle: „Das war keine gute Vorstellung.“ Und so schnell man geschockt ist, so schnell ist man auch wieder zufrieden: „Das war eine klasse Vorstellung“. Man hat alles richtiggemacht, der erste Besuch eines Autors wird ein voller Erfolg für alle Akteure vor und hinter der Bühne.
Die Jahre 2008 bis 2012
2008 reduziert man die Sitzplätze auf dem Saal auf 180, gespielt wird „Einer spinnt immer“ (12) von Wilfried Reinehr.
Erstmalig werden farbige Flyer in hochwertiger Form durch das Dorster Werbeunternehmen „Publicity“ gedruckt und verteilt, eine Zusammenarbeit entsteht, die bis heute anhält und neben dem Druck der Flyer und Plakate auch die Eintrittskarten mit beinhaltet.
2009 wird die Zahl der Aufführungen auf 13 erhöht.
„Alles nur Theater“, ein Stück mit treffendem Titel vom mittlerweile gut bekannten Erich Koch wird aufgeführt. Abermals wird der Preis für die Eintrittskarte erhöht und beträgt nun 8,- €.
2010 heißt es „Moral ist, wenn man es trotzdem macht“ von Ute Tretter-Schlicker.
2011 gibt es erstmals ein Stück von Beate Irmisch, der Originaltitel lautet „Nix Bollywood bei Korn und Schrot!“ Der Name des Stückes wird in „Alter schützt vor Tollheit nicht“ abgeändert.
2013 spielt man „Suche Mann für meine bessere Hälfte!“, abermals von Beate Irmisch.
Das 20-jährige Jubiläum
2013 ist dann wieder ein ganz besonderes Jahr. 20 Jahre Schwiegershäuser Dorfbühne kann gefeiert werden. Hierzu wird die alljährliche Himmelfahrtsveranstaltung an der Motorradhütte ausgerichtet. Die eigentlichen Jubiläumsfeierlichkeiten werden intern mit einer Vereinsfeier für Mitglieder im Vereinslokal gefeiert. Neben dem Auftritt des Komikers Lucky Stieler sowie der mitreißenden DJ-Show von Ingo Naumann gilt es auch zwei hohe Ehrungen auszusprechen. So werden die Gründungsmitglieder Ilse Bringmann und Rainer Kaisner für ihr besonderes Engagement hinter den Kulissen vom Schatzmeister des Amateurtheaterverbandes Niedersachsen, Herrn Magnus Heitmann, mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet.
Im Jubiläumsjahr gibt es noch eine Besonderheit: einen Hattrick. Denn mit „Tante Rosels Lottoschein“ wird erneut ein Stück aus der Feder von Beate Irmisch aufgeführt.
2014 soll nach 21 Jahren die erst zweite Veränderung im Vorstand bringen. Kassenwartin Margrit Wode wird mit viel Dank und Anerkennung für ihre geleistete Arbeit verabschiedet. Die verantwortungsvolle Führung der Finanzgeschäfte wird an Tanja Bierwirth übergeben, die diesen Posten „hauptamtlich“ ausführt, da sie nicht zum Stamm der aktiven Theaterspieler gehört.
Autorenbesuche, Kulturpreis, eingetragener Verein und Kulturerbe
Und wieder steht ein Autorenbesuch an: Beate Irmisch, mittlerweile schon „Haus- und Hofautorin“ der Dorfbühne, kündigt ihren Besuch an. Denn das Stück „Tolldreiste Brüder“ ist brandneu und wurde noch nie vorher aufgeführt und feiert somit in Schwiegershausen Premiere. Auch sie ist begeistert, wieder einmal ein Volltreffer auf ganzer Linie. Der Preis der Eintrittskarte wird auf 9,- € erhöht.
Doch 2015 wird zunächst kein leichtes Jahr. Am 2. Januar verstirbt plötzlich und unerwartet das langjährige aktive Mitglied Rolf Schmidt. Unvergessen bleiben seine „polternden Auftritte“, wie sich Pastor Stefan Schmidt 2018 in seiner Andacht zum 25-jährigen Bestehen mehr als treffend an den beliebten Charakterdarsteller erinnern wird. Rolf war 1996 erstmalig in der „Junggesellenhochzeit“ als Postbote zu sehen und verabschiedete sich dann 2012 als Vater Franz bei „Suche Mann für meine bessere Hälfte“ für immer von seinem Publikum.
Auch weiter bleibt es nicht einfach. Denn zuerst verzögert der bundesweite Streik der Deutschen Post die Lieferung der Textbücher und somit den Start der Proben. Dann stellt sich heraus, dass das erworbene Stück absolut nicht in das Portfolio passt und man steht vor einer Herausforderung. Schnell muss alles umdisponiert werden und dank der Hilfe von Beate Rieder vom gleichnamigen Verlag kann schnell guter Ersatz gefunden werden. Nachdem auch die Post wieder arbeitet kommt das neue Stück „Die wilde Kathy“ von Willy Stock endlich an und kann gewohnt zur Aufführung gebracht werden.
2016 laufen die Vorbereitungen für die Eintragung in das Vereinsregister an, ab August 2016 darf man sich „eingetragener Verein“ nennen.
Und es steht der nächste Autorenbesuch auf dem Programm. Ute Tretter-Schlicker kündigt ihren Besuch an, denn sie will das von ihr geschriebene Stück „Kann denn Liebe Sünde sein?“ live erleben. Es scheint zur Gewohnheit geworden sein, auch sie ist begeistert.
2017 kommt das mittlerweile 25. Theaterstück der Schwiegershäuser Dorfbühne, man entscheidet sich wieder für die bekannte Autorin Beate Irmisch und ihrem Stück „Die zauberhafte Glaskugel“.
2018 laufen die Vorbereitungen für das 25-jährige Jubiläum an. Der Vorstand entscheidet sich, mit „Mord im Hühnerstall“ erstmals ein bereits aufgeführtes Stück erneut aufzuführen.
Die Dorfbühne wird 25 Jahre alt
Vereinsjubiläen werden in Schwiegershausen zumeist mit einem „traditionellem Frühstück“ und schmissiger Unterhaltung durch den Feuerwehrmusikzug gefeiert. Natürlich öffentlich, es soll keiner sagen, er wäre nicht eingeladen gewesen. Auch die Dorfbühne richtet aus Anlass ihres Jubiläums ein solches Frühstück aus, natürlich auf dem Saal des Vereinslokals. Grußworte und Glückwünsche kommen von Ortsbürgermeister Wolfgang Wode, Reinhard Wassmann als Sprecher der örtlichen Vereine und Verbände sowie von Dr. Alexander Börger, dem 1. Vorsitzenden des Amateurtheaterverbands Niedersachsen. Dieser bringt nicht nur eine Ehrenurkunde mit, sondern ehrt Manfred Wode und Anita Bierwirth mit der silbernen Ehrennadel des Verbands. Eine vereinsinterne Ehrung erhalten Ilse Bringmann für ihr überdurchschnittliches Engagement, Gina Wode und Friedel Bierwirth für die jahrzehntelange Unterstützung ihrer Ehepartner sowie Marcel Sonntag für das Erstellen der Vereinschronik.
Der öffentlichen Feier geht ein internes Fest mit allen Vereinsmitgliedern und interner Ehrung der Gründungsmitglieder voraus. Für Spaß und Unterhaltung sorgt der bereits gut bekannte DJ Ingo Naumann vom Fuße des Kyffhäuser.
Grundlegender Wechsel im Vorstand
Das Jubiläumsjahr 2018 ist Geschichte und alles konzentriert sich auf 2019. Bereits im Vorfeld der Jahreshauptversammlung hat der erste Vorsitzende Manfred Wode angekündigt, sein Amt, welches er seit der Gründung des Vereins 1993 innehatte, abzugeben. Der Vorschlag für seine Nachfolge lautet Frank Kruppa, der sich zur Wahl stellt und einstimmig gewählt wird. Da er bis dato als Schriftführer aktiv war, musste hier ebenfalls eine Neuwahl erfolgen. Sven Waßmann wird vorgeschlagen, auch er nimmt die Wahl an. Erstmals wird die Position eine Medienwarts besetzt, der sich um die komplette Öffentlichkeitsarbeit des Vereins kümmern soll. Marcel Sonntag übernimmt diesen Posten.
Manfred Wode wird für seine Verdienste um Gründung, Aufbau und jahrzehntelange Führung des Vereins ein Jahr später zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Zwangspause und YouTube
Mit dem Stück „Am Dorfplatz“ von Sigrid Schilmeier ist eine passende Geschichte für die Saison 2019 gefunden, doch die Sache hat einen großen Haken. Das gesamte Stück ist in „urfränkisch“ geschrieben, eine Sprache, die hier niemand wirklich versteht (wahrscheinlich würde es den Franken mit unserem Plattdeutsch nicht anders gehen…). Anita Bierwirth wird fortan unzählige Stunden damit beschäftigt sein, es so zu übersetzen, dass es für uns verständlich ist.
Was niemand ahnt: es wird für längere Zeit erstmal die letzte Aufführung der Dorfbühne sein! 2020 verläuft noch ganz normal, bis ein uns mittlerweile allen bekannter Virus die Welt lahmlegt. Der Vorstand entscheidet sich sehr früh und sehr überlegt, die Spielsaison 2020 abzusagen. Eine Entscheidung, die sehr schwer fällt, aber gut überlegt und vor allem richtig ist.
Auch 2021 wird es kein Live-Theater in Schwiegershausen geben. Wieder wird sehr früh entschieden, dass die Durchführung einer Theatersaison zu vielen Unwägbarkeiten gegenüber steht. Eine Entscheidung, die hinsichtlich der weiterhin sehr hohen Infektionszahlen sowie weiterer Restriktionen im öffentlichen Leben wieder die richtige ist.
So gehen die Dreharbeiten für das „DorfbühnenTV“ weiter. Mit dem Förderverein Dorfgeschichte und Brauchtum, der in Schwiegershausen das Heimatmuseum „Hus in Dieke“ betreibt, wird eine Kooperation geschlossen. Mit Videoausrüstung und Know-How der Dorfbühne sollen kleinere Filme unter dem Motto „Dorfgeschichten“ rund um das „Hus in Dieke“ gedreht werden, vornehmlich zur Konservierung der Plattdeutschen Heimatsprache. Im Gegenzug kann das „Hus in Dieke“ für Dreharbeiten für das „DorfbühnenTV“ genutzt werden. Wilhelm Sonntag, der Initiator dieser Zusammenarbeit, beantragt infolgedessen Fördergelder, mit denen in bessere Ausstattung für Bild- und Tontechnik investiert werden kann. Auch eine private Spende fließt in die Finanzierung der neuen Technik mit ein.
Neubeginn und 30-jähriges Bestehen
Nach nunmehr zwei Pandemiejahren und damit einhergehender zweijähriger Zwangspause stehen die Chancen für die Spielsaison 2022 gut. Es wird ein Stück gefunden, es kann entsprechend besetzt werden und auch die Vorstellungstermine stehen fest. Man entschließt sich, auch mit Blick auf die Erfahrungen der Pandemie, nur acht Vorstellungen und nur 140 Sitzplätze anzubieten. Der Preis pro Karte erhöht sich auf 10,-€. Als Stück wird „Ein Dorf ohne Tratsch“ von Christa Bitzer gewählt. Doch einfach wird der Neubeginn nicht. Bereits im Vorfeld muss das Stück umbesetzt werden. Während den Proben kommt es zu einem flächendeckenden Corona-Ausbruch im Team. Eine Woche vor Start fällt Manfred Wode komplett aus und kurzerhand muss ein zweites Mal umbesetzt werden. Frank Kruppa übernimmt die Rolle von Manfred Wode, die Rolle von Frank Kruppa geht auf Marcel Sonntag über, der fortan eine Doppelrolle einnimmt.
2023 feiert die Dorfbühne 30-jähriges Bestehen. Gefeiert wird bei sonnigem Wetter an Himmelfahrt auf dem Gelände der Motorradfreunde Schwiegershausen. Außerdem gibt es einen Wechsel im Vorstand. Sven Waßmann gibt sein Amt als Schriftführer an Marcel Sonntag ab.
Das Stück im Jubiläumsjahr lautet „Hofleben“, es erschien im Original unter dem Titel „Almleben“ und stammt von Lukas Bühler. Der Kartenpreis erhöht sich auf 12,- €, die Zahl der Vorstellungen bleibt bei acht, allerdings werden nunmehr 150 Sitzplätze angeboten. So soll auch zukünftig das Angebot der Vorstellungen aufgebaut sein.