Interview mit Petra Bordfeld

Schwiegershäuser Dorfbühne ist im Hintergrund aktiv

Wie in den 27 Jahren zuvor wollte die Schwiegershäuser Dorfbühne auch 2020 den Saal der Gaststätte „Ohnesorge“ in ein Theater verwandeln. Denn am Tag der Deutschen Einheit sollte sich der Premierenvorhang heben und am 1. November der elfte – und damit der letzte Vorhang dieser Saison – senken. Doch Corona machte den Vollblut-Laiendarstellern und ihrem Team hinter den Kulissen einen Strich durch die Rechnung – was aber nicht heißt, dass sie sich bis zum Ende der Corona-Pandemie zur Ruhe setzen werden.

„Wir haben Gott sei Dank aufgehört, bevor wir angefangen haben“, so die zweite Vorsitzende, Anita Bierwirth. Denn, als sich bis zum offiziellen Probenbeginn absolut kein Ende dieser weltweiten Infektionskrankheit abzeichnete, wurde vor dem ersten Betreten der Bretter, welche die Welt bedeuten, den Bühnenbildplanungen und der Kostümauswahl die Reißleine gezogen. Diese Entscheidung war bei allen Aktiven trotz aller Wehmut auf positive Resonanz gestoßen.

Es habe zwar deutliche Aussagen gegeben, dass Veranstaltungen im kulturellen Bereich mit Einhaltung vieler Auflagen stattfinden könnten. Die hätten aber auch beinhaltet, dass höchstens der Hälfte der sonst vertretenen Besucher Einlass gewährt werden dürfte, und das auch nur, wenn sie Nase-Mund-Masken trügen und sich an die 1,50 Meter Abstand hielten. Auch auf der Bühne hätte man alle gebotenen Regeln mit Abstand einhalten müssen, was schier unmöglich ist.

Dieses Spiel nach Vorschriften könne man nach der Corona-Zeit durchaus mal auf die Schippe nehmen, so der erste Vorsitzende, Frank Kruppa. Er mahnte aber an: „Wir müssen jetzt erst einmal dringend in die Hufe kommen und Konzepte erstellen“. Letztendlich sei er nicht als Vorsitzender angetreten, um den Verein aufzulösen.
Sie seien in letzter Zeit sogar wegen des Kartenvorverkaufs angesprochen worden. Viele wussten den Termin genau, denn der sei letztendlich ein fester Bestandteil im Alltag von Schwiegershausen.

Aber auch Auswärtige wollten wissen, ob sich der Vorhang wirklich nicht heben wird. Wirt Hans Berger schmunzelte, als er von einem Gast aus der Nähe von Chemnitz erzählte. Der habe die Hoffnung kundgetan, dass spätestens im kommenden Jahr wieder der Dorfbühnen-Vorhang hochgeht. „Das muss einfach sein, sonst bekommt er Entzugserscheinungen“, schmunzelte Berger.

Mit diesem Wunsch ist der weit angereist Gast nicht allein. Für den Vorstand steht fest, dass das Jahr traditionsgemäß mit dem Festlegen der Aufführungstermine enden und das neue Jahr dem Aussuchen eines Stückes 2021 beginnen wird. Letztendlich hänge das Herzblut eines jeden aktiven Mitglieds so fest in der Theaterwelt, dass man definitiv spielen wolle, und das in gewohnter Umgebung. „Wir sind nicht pessimistisch, wir planen die nächste Saison zu spielen,“, so Anita Bierwirth. Wenn den Besucherzahlen dann immer noch Grenzen auferlegt werden, dann könne man es ja wie zu Anfangszeiten machen. Da habe man schließlich eine Aufführung hinten angehängt, um allen Freunden der Dorfbühne gerecht zu werden.

Das Theater sei letztendlich die Brücke, um die dunkle Jahreszeit zu verkürzen. Wenn die anfängt, brächten die Auftritte so viel Freude ins Herz, dass man sie besser übersteht. Unter anderem aus diesem Grund haben sie sich vor 27 Jahren dazu entschieden im Herbst die Bühne zu betreten.

Medienwart Marcel Sonntag hat schon die ersten Schritte gegen das Vergessen werden im Internet vollzogen und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass seine Aktionen nicht nur bei jüngeren Surfern, sondern auch bei Vertretern der älteren Generation auf großes Interesse gestoßen seien. Die jüngere Generation sei allerdings auch wichtig, er wolle den Draht zu ihnen bestimmt nicht kappen. „Ich werde sie nicht vom Haken lassen, sondern neugierig auf einen Theaterbesuch im Jahr 2021 machen!“

Er habe übrigens auch das Portal „Kultur in Südniedersachsen“ entdeckt, wo er die Dorfbühne anmelden wird. Dort könne man sich schließlich präsentieren. „Und es gibt so viele schöne, kleine Dinge, die man mit Witz versehen und dann ausstrahlen kann“, sagt er und betont, dass man viele Ideen hat, wie das aussehen könnte. Gerade über die Winterzeit wäre so etwas gut, und über das Internet sei man mittlerweile ja nicht mehr völlig unbekannt – im Gegenteil.

Frank Kruppa wird in absehbarer Zeit zu einer Vorstandssitzung einladen, in deren Mittelpunt die Frage stehen werde „Was können wir machen, um uns Corona-Zeit präsentieren zu können?“ Es müsse doch möglich sein, eine Antwort zu finden.
Denn, zwar sei man jetzt noch gut im Gespräch. Wenn aber noch ein Jahr nichts gemacht werde, dann könnte die Feststellung „Da ist ja nichts“ die unangenehme Runde machen. „Wir stellen alle Weichen, damit wir startbereit sind“.
Zuerst einmal müssten aber alle Ideen gesammelt werden, wozu auch jene gehören, die von den Mitgliedern kommen. „Wir müssen in jedem Fall was machen, damit wir weiter in aller Munde sind“.

„Es fehlen uns nicht nur die Zuschauer, es fehlt uns auch das Spiel auf, vor und hinter der Bühne“, so Frank Kruppa. Anita Bierwirth erinnerte daran, dass man immer viel Spaß und Freude dabei habe. „Das ist positiver Stress. Jetzt habe man richtige Entzugserscheinungen“.

Es sei aber nicht „nur“ die Schwiegershäuser Dorfbühne, welcher die Saison 20 fehlt. Marcel Sonntag erinnerte daran, dass diese Auswirkungen auch Hans Berger hart getroffen haben. „Es gibt viele, die verbinden das Schnitzel essen mit einem Besuch des Theaters“. Dass es auch Schnitzel ohne Theater gibt, kann jeder austesten.
Klar gemacht haben sie alle aktiven Mitglieder ihren starken Zusammenhalt mit dem ersten gemütlichen Beisammensein nach einem halben Jahr. Der Vereinsraum bei „Ohnesorge“ war so eingerichtet, dass alle Hygienevorschriften problemlos eingehalten werden konnten und auch wurden, und man so beim Frühstück und bei Kaffee du Kuchen aus vollem Herzen geklönt hatte.

Der Vorstand der Schwiegershäuser Dorfbühne ist also alles andere als untätig und davon überzeugt, trotz Corona weitermachen zu können!
Wer noch mehr erfahren und immer am aktuellen Ball bleiben möchte, sollte folgende Links im Internet besuchen: www.schwiegershaeuser-dorfbuehne.de, www.facebook.com/einfach.gaut oder www.instagram.com/einfachgaut93

Von Petra Bordfeld

Marcel Sonntag, Anita Bierwirth und Frank Kruppa standen Rede und Antwort

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